Kohle Abbau Bergleute Credit: Pedro Henrique Santos, Unsplash

Echter Klimaschutz ist demokratisch

Ein Blog über Macht und Ohnmacht in der Klimakrise

Klima Radikal Fossile Strategien

Fossile Strategien – Woran Klimaschutz scheitert

Ökologisch ist die Sache einfach: Nichts kann das Klima schneller entlasten, als ein schneller und vollständiger Wechsel zu erneuerbaren Energien. Doch die Energiewende ist seit Jahren schwer umkämpft. Denn es geht um viel mehr als nur um Emissionen.

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Seit Jahrzehnten kämpfen Klimaschützer für eine ökologische Wende. Es gibt kaum etwas, was sie nicht versucht haben: Sie reisten zu internationalen Konferenzen, entwickelten Konzepte, demonstrierten, verklagten Konzerne und besetzten Kohlegruben. 

Doch die Ausbeute ist ernüchternd. Während die Klimakonferenzen mit unverbindlichen Absichtserklärungen enden, befindet sich fast die Hälfte der weltweiten fossilen Unternehmen auf Expansionskurs. Das Geschäft mit Kohle, Gas und Öl ist weiterhin lukrativ und befeuert die ökologischen Risiken. Selbst ambitionierte Politiker stoßen an ihre Grenzen, so dass viele Unterstützer und Aktivisten der Klimaschutzbewegung Frust und Ohnmacht empfinden.  

Vor diesem Hintergrund änderte sich in den letzten Jahren die Debatte. Je unüberwindbarer die Mauern schienen, desto stärker rückten die politischen Entscheidungsverfahren in den Fokus:  Ist demokratischer Klimaschutz überhaupt möglich? Oder ist die Demokratie zu langsam und zu kompliziert? Sollten Regierungen autoritär durchgreifen? Wären globale Institutionen eher geeignet, dieses weltweite Problem zu lösen?

Dabei dreht sich die Diskussion meist um einzelne Maßnahmen und deren Durchsetzung. Es gibt unzählige Vorschläge – mal repressiver und mal demokratischer – , die in isolierten Politikbereichen ansetzen. Das Ergebnis ist eine fragmentierte Betrachtung, die den Zusammenhang verliert.

Die Energieversorgung ist aber das prägende Merkmal einer sozialen Struktur. Sie beeinflusst jeden Politikbereich. Diese Auswirkungen des Energiesystems auf die gesamte Gesellschaft zu untersuchen, bezeichnete der SPD-Politiker und Energiewende-Vordenker Hermann Scheer als „energiesoziologische Betrachtung“. Die Absicht ist eine ganzheitliche Perspektive, die an der Wurzel, an der Art und Weise, wie eine Gesellschaft sich mit Energie versorgt, ansetzt. 

In diesem Sinne ist radikal gemeint. klima.radikal zielt nicht auf möglichst extreme oder spektakuläre Handlungen. Stattdessen geht es um die Analyse der wechselseitigen Abhängigkeit von Produktionsweise, Gesellschaftsform und Biosphäre. Das Ziel ist eine klimaschutzpolitische Auseinandersetzung, die die stofflich-energetischen und die ökonomisch-sozialen Vorgänge ins Verhältnis zueinander setzt. 

Oder in den Worten von Hermann Scheer: „Mit der Energie fängt alles an.“


Der Klimawandel ist ein Politikproblem aus der Hölle.

Anthony Leiserowitz

Der Wechsel zu erneuerbaren Energien hat eine zivilisationsgeschichtliche Bedeutung.

Hermann Scheer

Das eigentliche Thema der Volkswirtschaft (bildet) die Energiewirtschaft.

Pjotr Kropotkin

Seit den Anfängen der Menschheit treten in der Geschichte der Energiesysteme zwei Tendenzen zutage: Zersplitterung, Pluralität und Vielfalt der Energiezweige auf der einen und die Tendenz zur Zentralisation (...) auf der anderen Seite. Diese beiden Tendenzen haben das Gesicht der Welt geprägt.

Jean-Claude Debeir, Jean-Paul Deléage, Daniel Hémery

Ökologisch

In den Debatten wird ständig ein solches Feuerwerk an Einzelmaßnahmen gezündet, dass es wirkt, als sei Klimaschutz hochkompliziert und es müsse an allen Ecken und Enden gehandelt werden. Fakt ist: Des Pudels Kern ist die Energieerzeugung. An die 90 Prozent der Emissionen sind energiebedingt. Hier wird es spannend, denn wenn die Ursachen so klar sind, warum ist dann die Lösung so schwer?

 

 

Politisch

Die Antwort liegt im Energiesystem. Die Art und Weise der Energieerzeugung prägt die Infrastruktur einer Gesellschaft. Die Wahl zwischen erneuerbaren und fossilen Energien ist deshalb viel mehr als nur eine technische oder organisatorische Frage. Stattdessen ist sie hochpolitisch, denn eine Energiewende hin zu Erneuerbaren kann eine Transformation auf allen gesellschaftlichen Ebenen auslösen – das hängt allerdings davon ab, wie sie konkret gestaltet wird.

 

Gesellschaftlich

Eine Energiewende hat das Potential, Gesellschaften tiefgehend zu transformieren. Sie kann vieles auf den Kopf stellen: Eigentumsverhältnisse, Machtstrukturen, außenpolitische Beziehungen. Eben deshalb ist sie so umkämpft. Darin liegt eine Chance: Denn sie könnte auch ein Weg sein zu mehr sozialer Gerechtigkeit, Selbstbestimmung und Demokratie.

Alle zusammen für das Klima?

Die Energiewende als Kern des Klimaschutzes wird oft als eine gemeinsame Aufgabe für die gesamte Gesellschaft verstanden. Doch die betriebswirtschaftliche