Über klima.radikal
Mein Name ist Anja Baisch und ich bin Ökonomin und Politologin. Ich arbeitete wissenschaftlich und politisch vor allem zu den Themen Wirtschafts- und Sozialpolitik in der Europäischen Union. Ein Schwerpunkt meiner Arbeit war Lobbyismus.
Seit der Finanzkrise 2007/2008 beschäftige ich mich mit den globalen Krisen, die das Weltwirtschaftssystem destabilisieren. Die explodierende soziale Ungleichheit, die Kriege um Ressourcen und ökologische Krisen, die Lebensräume verknappen und Menschen zur Migration zwingen. Diese Auseinandersetzung führte mich zur Klimakrise, die ich als eine globale Politikkrise begreife. Hier läuft alles zusammen. Das ist kein sektorales Problem, das einer technischen Lösung bedarf. Sondern eine Herausforderung der gesamten gesellschaftlichen Ordnung.
Ich las mich durch diverse Konzepte und Ideen der Klimaschutzbewegung, beteiligte mich an Protesten und unterstützte neue Aktionsformen – doch ich fand keinen Ansatz, der mich vollkommen überzeugt hätte. Das heißt nicht, dass das alles falsch wäre, aber mir fehlte eine Strategie, die den ökologischen Erfordernissen und den Machtverhältnissen gerecht geworden wäre.
Das änderte sich, als ich mich näher mit der Energiewende beschäftigte und die Schriften von Hermann Scheer studierte. Sein Konzept von der Demokratisierung der Energieversorgung halte ich für aktueller denn je: Eine schnelle ökologische Perspektive, eine effektive Strategie und eine gesellschaftliche Vision hin zu mehr Demokratie und Gerechtigkeit.
Gerade in einer Zeit des politischen Wandels ist das eine wertvolle Perspektive, die in der öffentlichen Debatte viel zu wenig vorkommt. Allen ökonomischen Konzentrationsprozessen zum Trotz bleibt es machbar: Dezentrale Strukturen im realwirtschaftlichen Schlüsselsektor können die Welt verändern.
Dieser Weg ist nach wie vor schwer umkämpft, aber er hat nichts von seiner visionären Kraft verloren. Demokratischer Klimaschutz ist möglich.